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Das zweite Pflegestärkungsgesetz

Rund 3 Millionen Menschen sind in Deutschland auf Pflege angewiesen. Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz traten ab 1. Januar 2017 Verbesserungen in den Leistungen der Pflegeversicherung für Pflegebedürftige und Pflegepersonen in Kraft.


Herzstück ist die Ein­führung des neuen Pflegebedürftigkeits­be­griffs und des neuen Begutach­tungsin­stru­ments, mit dem die bish­eri­gen drei Pflegestufen durch fünf Pflege­grade erset­zt werden.

Erweiterte Definition von Pflegebedürftigkeit

Mit der Ein­führung eines erweit­erten Pflegebedürftigkeits­be­griffs erfol­gt nun eine umfan­gre­ichere Erfas­sung aller rel­e­van­ten Aspek­te der Pflegebedürftigkeit. Bei der Pflegebedürftigkeit wird nicht unter­schieden, ob diese auf kör­per­lichen, psy­chis­chen oder kog­ni­tiv­en (die Den­kleis­tung betr­e­f­fend­en) Beein­träch­ti­gun­gen beruhen.Vielmehr wer­den gesund­heitlich bed­ingte Beein­träch­ti­gun­gen der Selb­st­ständigkeit oder der Fähigkeit­en in den Bereichen

  • Mobil­ität,
  • kog­ni­tive und kom­mu­nika­tive Fähigkeiten,
  • Ver­hal­tensweisen und psy­chis­che Problemlagen,
  • Selb­stver­sorgung,
  • Bewäl­ti­gung von und selb­sst­tändi­ger Umgang mit krankheits- oder ther­a­piebe­d­ingten Anforderun­gen und Belastungen,
  • Gestal­tung des All­t­agslebens und sozialer Kontakte

erfasst.

Neue Pflegegrade

Die bish­eri­gen drei Pflegestufen wer­den dabei durch fünf Pflege­grade ersetzt:

  • Pflege­grad 1 bei gerin­gen Beeinträchtigungen
  • Pflege­grad 2 bei erhe­blichen Beeinträchtigungen
  • Pflege­grad 3 bei schw­eren Beeinträchtigungen
  • Pflege­grad 4 bei schw­er­sten Beeinträchtigungen
  • Pflege­grad 5 wie Pflege­grad 4 mit beson­deren Anforderun­gen an die pflegerische Versorgung

Zum 1. Jan­u­ar 2017 wer­den alle Pflege-bedürfti­gen ohne erneute Begutach­tung in die neuen Pflege­grade­in­stu­fun­gen übergeleit­et. Alle, die bere­its Pflegeleis­tun­gen erhal­ten, bekom­men diese min­destens in dem Umfang weit­er. Men­schen mit kör­per­lichen Beein­träch­ti­gun­gen wer­den automa­tisch von ihrer Pflegestufe in den näch­sthöheren Pflege­grad übergeleitet:

Men­schen mit Pflegestufe I wer­den in den Pflege­grad 2, mit Pflegestufe II in den Pflege­grad 3, mit Pflegestufe III in den Pflege­grad 4 und mit Pflegestufe III mit Härte­fall­regelung in den Pflege­grad 5 eingestuft.

Men­schen, bei denen zudem eine dauer­hafte erhe­bliche Ein­schränkung der All­t­agskom­pe­tenz (e. A.) fest­gestellt wurde, wer­den in den übernäch­sten Pflege­grad über­führt: Men­schen mit der soge­nan­nten „Pflegestufe 0“* wer­den in den Pflege­grad 2, mit Pflegestufe I in den Pflege­grad 3, mit Pflegestufe II in den Pflege­grad 4 und mit Pflegestufe III (mit und ohne Härte­fall­regelung) in den Pflege­grad 5 eingestuft.

Renten- und Arbeitslosenversicherung der Pflegepersonen

Mit dem neuen Pflegebedürftigkeits­be­griff ändern sich auch die Regelun­gen zur Renten- und Arbeit­slosen­ver­sicherung von nicht erwerb­smäßig täti­gen Pflegeper­so­n­en. Hier tritt kün­ftig Ver­sicherungspflicht ein, wenn eine Pflegeper­son einen oder mehrere Pflegebedürftige mit min­destens Pflege­grad 2, wenig­stens zehn Stun­den wöchentlich, verteilt auf regelmäßig min­destens zwei Tage in der Woche, in ihrer häus­lichen Umge­bung pflegt und daneben regelmäßig nicht mehr als 30 Stun­den in der Woche erwerb­stätig ist.

In der Arbeit­slosen­ver­sicherung tritt diese Ver­sicherungspflicht kün­ftig kraft Geset­zes ein. Voraus­set­zung ist zusät­zlich, dass die Pflegeper­son unmit­tel­bar vor Beginn der Pflegetätigkeit ver­sicherungspflichtig nach dem SGB III ist oder Anspruch auf eine laufende Ent­gel­ter­sat­zleis­tung nach dem SGB III (z. B. Arbeit­slosen­geld) hat und während der Pflege keine Arbeit­slosen­ver­sicherungspflicht nach anderen Vorschriften oder ein Anspruch auf eine Ent­gel­ter­sat­zleis­tung nach dem SGB III besteht.

Die Beiträge zur Renten- und Arbeit­slosen­ver­sicherung ein­er Pflegeper­son wer­den von der Pflegekasse bzw. dem pri­vat­en Ver­sicherung­sun­ternehmen des Pflegebedürfti­gen gezahlt. Im Ergeb­nis wer­den die Pflegeper­so­n­en dem­nach in etwa so gestellt, als hät­ten sie einen bes­timmten Teil des beitragspflichti­gen Durch­schnittsver­di­en­stes durch die Pflegetätigkeit erzielt. Die Höhe richtet sich in der Renten­ver­sicherung nach dem Pflege­grad und der Art der bezo­ge­nen Pflegeleis­tung des Pflegebedürfti­gen, also ob der Pflegebedürftige auss­chließlich Pflegegeld, eine Sach­leis­tung (z. B. Ein­satz eines Pflege­di­en­stes) oder eine Kom­bi­na­tion aus bei­den Leis­tun­gen aus der Pflegev­er­sicherung bezieht. In der Arbeit­slosen­ver­sicherung wer­den der Beitragszahlung für die Pflegetätigkeit ein­heitlich die Hälfte der Bezugs­größe bzw. der Bezugs­größe (Ost) zugrunde gelegt.

Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung

Um die Verbesserung der Leis­tun­gen zu finanzieren, stieg der Beitragssatz der Pflegev­er­sicherung zum 1. Jan­u­ar 2017 um 0,2 Prozent auf 2,55 Prozent und bei Kinder­losen auf 2,8 Prozent.


Bei Fra­gen sprechen Sie uns gerne an.

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